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Der Architekt, der Archivar und sein Analytiker: Schuitens und Peeters‘ „Die Geheimnisvollen Städte“

„Irgendwann musste es ja so kommen. Kaum hatte ich mal etwas Luft, da klopfte es schon an meine Tür: ‚Hätten Sie Zeit, Monsieur Louis? Ich würde Ihnen gern eine wichtige Akte übergeben, eine heikle Sache …‘“ Isidor Louis ist Forschungsbeauftragter im Zentralinstitut der Archive, Abteilung Mythen und Sagen, und wenig angetan von seiner Tätigkeit: „Ein untergeordneter Bereich, ein würdeloser.“ Seine Aufgabe, übertragen von einer ubiquitären und gesichtslosen Bürokratie, wie Kafka sie schon in seinen Romanen „Der Prozess“ und „Das Schloss“ inszeniert hat, besteht darin, die Akten über die Geheimnisvollen Städte zu sichten und aufzubereiten.

Isidor Louis, eine offensichtliche Anspielung auf den argentinischen Autor Jorge Luis Borges („Die Bibliothek von Babel“) beschreibt seinen Arbeitsprozess anhand von zwanzig vorgefundenen Dokumenten, deren Rückseiten beschriftet seien. Wir lernen diese seltsame Welt nun anhand dieser zwanzig ganzseitigen Farbabbildungen kennen, und zugleich kommen wir dem Archivar näher, den wir in kleinen Schwarz-weiß-Bildern oberhalb seiner Berichtspassagen sehen können. Als Anhang ist ein „Geheimdossier“ beigefügt, das sieben weitere Abbildungen umfasst.

Wir lernen in den zwanzig sogenannten Schaustücken mit Xhystos, Brüsel und Mylos u. a. drei der Geheimnisvollen Städte kennen, die Schuiten und Peeters zum Veröffentlichungszeitpunkt des „Archivar“ erst ansatzweise skizziert hatten. Zuvor waren erst „Der Turm“, „Die Mauern von Samaris“ und „Das Fieber des Stadtplaners“ erschienen, allesamt als Comics konzipiert und zuerst in der Zeitschrift „(A Suivre)“ erschienen, wohingegen der „Archivar“ erstmals dem Prinzip der Bildergeschichte folgt und 1987 direkt als großformatige Einzelveröffentlichung publiziert wurde.

Bitte weiterlesen auf comic.de.

François Schuiten und Benoît Peeters: „Der Archivar“.
Aus dem Französischen von Resel Rebiersch. Schreiber & Leser, München 2021. 64 Seiten. 22,80 Euro

Jan Baetens: „Rebuilding Story Worlds. The Obscure Cities by Schuiten and Peeters“.
Rutgers University Press. New Brunswick, New Jersey 2020. 198 Seiten. 29,95 USD (englisch)

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