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Corto Maltese – Mu (Schreiber & Leser 2020)

Corto Maltese - MuCorto Maltese kannte noch keine coronabedingten Reisebeschränkungen – seine Reisen führten den eigenwilligen Helden über alle Kontinente und von einem exotischen Schauplatz zum nächsten. Nachdem er Stonehenge bereits bei den „Kelten“ bereist hatte, ist nun der sagenumwobene Kontinent „Mu“ an der Reihe. Erich von Däniken sei Dank ist hierzu Atlantis wesentlich populärer als der im Pazifik verortete Kontinent Mu, den französische Historiker im 19. Jahrhundert ins Leben riefen und damit den bis Platon zurückreichenden Mythos von Atlantis neu erzählten. Mu und Atlantis sind so real wie Mittelerde und Zamonien, aber die Vorstellung verlorener Kulturen ist so reizvoll, dass die Geschichten immer wieder funktionieren.

Es beginnt mit Corto Maltese unter Wasser, in Gesellschaft sprechender Fische und redseliger Relieffiguren der Maya. Reichlich unwirklich, mag man meinen, und tatsächlich: „Mu“ wird in dieser Halbwelt zwischen Rausch und Wirklichkeit bis zum Schluss fortfahren. Als der Held von seinem Tauchgang zurückkehrt, findet er sich inmitten des Corto-Maltese-Ensembles wieder, so als ob alle Freunde noch einmal zum Abschied zusammenkämen: Rasputin, Levi Colombia, Soledad Lokäarth, Jeremiah Steiner, Golden Rosemouth etc. Wem nun schon schwindelig ist, dem werden die Pilze, die Corto noch zu sich nehmen wird, nicht guttun.

Der Comic setzt in einer Zwischenwelt zwischen Traum und Wirklichkeit ein, Corto ist „trunken vor Sauerstoff“ und Rasputin wird hypnotisiert. Soledad wird von dem Schiff auf eine nahe liegende Insel entführt, Corto nimmt die Verfolgung auf und gelangt in ein unterirdisches Labyrinth. Schon bevor Corto von seltsamen Pilzen probiert (das kennen wir schon aus „Und immer ein Stück weiter“), scheint die Welt aus den Fugen geraten zu sein: „Je höher ich hinaufsteige, desto weiter nach unten scheint es zu gehen.“ Es wird immer unglaublicher: Corto kämpft gegen seinen eigenen Schatten, gegen Spinnenmänner und kann seiner Wahrnehmung immer weniger trauen: „Was ist die Traumwelt und was die Realität? – Ich kenne keinen Unterschied mehr.“ Wir auch nicht. Bitte weiterlesen auf Comic.de.

Bibliografische Daten – Corto Maltese: MU

Hugo Pratt: „Corto Maltese 12: Mu“.
Aus dem Französischen von Reinhold Reitberger, aus dem Italienischen von Resel Rebiersch. Schreiber & Leser, Hamburg 2020. 268 Seiten. 39,80 Euro (farbig oder s/w)

 

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