Das herkömmliche Konzept des Monsters basiert auf Devianz: Das Monster ist das Andere, das Fremde, das die Grenzen des Normalen Sprengende – und je größer die Abweichung, desto monströser.
Deshalb werden die Kinoleinwände traditionellerweise von Wesen bevölkert, die möglichst groß (King Kong, 1933, Godzilla, 1954), möglichst hässlich (The Wolf Man, 1941) oder möglichst kräftig (Halloween, 1978) sind, so dass die Gegnerschaft des Monsters immer auch visuell frappant wird.
Im ersten Teil der legendären Terminator-Serie (The Terminator, 1984) wird diese Position zunächst ganz in der Tradition fortschrittspessimistischer Filme mit einem klassischen Maschinenmenschen besetzt. Künstliche Menschen sind seit der Antike in der abendländischen Kultur verwurzelt (Pygmalion in Ovids Metamorphosen), haben aber insbesondere seit der Romantik wieder Hochkonjunktur, wie Mary Shelleys Frankenstein or The Modern Prometheus (1818) oder E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1817) zeigen. Spätestens in Fritz Langs monumentalem Science-Fiction-Film Metropolis (1927) hat die Figur des Androiden auch in das Medium der bewegten Bilder Eingang gefunden, wo sie bis heute präsent geblieben ist.
Das Misstrauen gegenüber solchen Androiden im Film hat Tradition und geht bis auf die Ursprünge des Science-Fiction-Films zurück. Der erste Teil der Terminator-Serie geht in diesem negativen Verständnis noch voll auf, wenn die Figur des Tech-Noir-Terminators dort als emotionsloses und allem Menschlichen feindlich begegnendes Monster inszeniert wird – positiv besetzte Androiden tauchen erst später in der Filmgeschichte auf (Data in Star Trek, ab 1987; Bishop in Aliens 1986).
Zur Dämonisierung des anthropomorphen Charakters trägt wesentlich der Rückgriff auf klassische religiöse Ikonographien bei, mittels derer der Terminator (Arnold Schwarzenegger) als Teufelsgestalt in einen eschatologischen Rahmen gestellt wird: Zum einen ist es die rote Diode, die das Auge repräsentiert, die an weit verbreitete dämonische Darstellungen im Film denken lässt.
Und wenn der Terminator in The Terminator am Ende an seinem mechanischen Bein verletzt wird, ist dies beileibe kein Zufall, sondern geradezu notwendig, damit der bockfüßige Maschinenmann traditionsgemäß hinken kann. …
Bibliographische Angabe
Gerrit Lembke: Spielräume des Monströsen. Zur Ikonographie des Monsters in der Terminator-Serie von The Terminator (1984) bis Terminator Salvation (2009). In: Dawn of an Evil Millennium. Horro/Kultur im neuen Jahrtausend. Hg. v. Jörg van Bebber. Darmstadt 2011, S. 583–588.