Während die Comic-Gemeinde in diesem Jahr das 80-Jahre-Batman-Jubiläum feiert, lässt der Joker derzeit die Kinoklassen klingeln, und nicht nur das: Auch die Feuilletons sind von dem Film sehr begeistert, bei den 76. Internationalen Filmfestspielen von Venedig gewann der Film den Goldenen Löwen. Welcher Weg hat Batman und den Joker, das ›diabolische Duo‹, bis zu diesem Film geführt?
»I am Batman« ist die ikonische Catchphrase der Batman-Serien und -Filme: Michael Keaton in den beiden Tim-Burton-Klassikern von Tim Burton, Val Kilmer und George Clooney in den Film-Desastern von Joel Schumacher, Christian Bale in der Christopher-Nolan-Trilogie und Adam West in der knallbunten Serie von 1966–68 – allen legten die Drehbuchautoren diese Wort in den Mund. Was sagt es über eine Figur aus, wenn sie eine so banale Aussage so mantrahaft wiederholt?
Es ließe sich vermuten, dass die ständig wiederholte Phrase Ausdruck einer besonders brüchigen Identität sei. Als maskierter Superheld gehört dieser Makel natürlich zum genrekonstitutiven Standardrepertoire: diese traumatisch bedingte Doppelidentität mit exotischer Maskierung und Künstlernamen. Bei Batman aber scheint dieser Konflikt eine noch größere Rolle zu spielen als anderswo. Lars Banhold hat in seinem sehr empfehlenswerten Buch Batman – Re-Konstruktion eines Helden schlüssig dargelegt, dass Bruce Wayne eigentlich zwei Rollen spiele: den selbstlosen Selbsträcher Batman und den selbstverliebten Playboy Bruce Wayne. Hinter beiden Rollen verberge sich der ›echte‹ Bruce Wayne. Vielleicht ist diese gegensätzliche Konstruktion eine Erklärung dafür, warum Batman abhängig ist von einem Gegenpart: dem Playboy Bruce Wayne einerseits, dem Joker andererseits. »You complete me« lässt Nolan den Joker in The Dark Knight zu Batman sagen, und das gilt natürlich auch vice versa. Weiterlesen in der Comixene #133 (2019), S. 37-39.