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Von Wertham zu Dragman – Steven Appleby

Wenn Frederic Wertham das noch erlebt hätte: ein männlicher Superheld in Frauenkleidern. Als der deutsch-amerikanische Psychiater und erbitterte Comic-Gegner in seinem Buch „Seduction of the Innocent“ (1954) vor den gefährlichen Vorbildern Batman und Robin warnte, war an einen Comic wie „Dragman“ noch nicht zu denken.

In einem entfremdeten London unbestimmter Zeit haben Superhelden sich zum vermeintlichen Wohle der Menschheit organisiert und retten Menschen aus gefährlichen Situationen, zumindest sofern diese eine Superheldenversicherung haben. Was auf den ersten, allerdings nur den allerersten Blick wie heroischer Altruismus daherkommt, entpuppt sich als kapitalistisch-gnadenloses Geschäftsmodell.

Wem Miete oder Kredite zu große Sorgen bereiten, der verkauft seine Seele, ganz und gar nicht sprichwörtlich, sondern buchstäblich für Geld. Viel Geld. Danach ist man ein Arschloch, aber immerhin verdammt reich. In dieser Welt ohne funktionierende Mietpreisbremse lebt August, der durch das Tragen von Frauenkleider Superkräfte entfaltet. Er wird zu Dragman. Zusammen mit seinem Sidekick Dog Girl ermittelt er in der Trans-Szene und versucht einen brutalen Mörder und Seelenräuber zu stellen. Und nebenher bemüht er sich, sein Familienleben aufrechtzuerhalten, denn seine Frau und sein Sohn wissen nichts von seinem Doppelleben.

Während wir der Perspektive des Dragman in den schnörkellosen Comic-Passagen folgen, streut der britische Cartoonist Steven Appleby immer wieder längere Texte ein, in denen wir der Sicht des Täters folgen. So bekommt der hybride Text-Bild-Mix des queeren Protagonisten einen monomedialen Kontrast. Bitte weiterlesen auf Comic.de.

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