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Amélie Fléchais: Rotwölfchen

Der Ursprung von „Rotkäppchen“ lässt sich bis in die französische Märchensammlung von Charles Perrault (1628-1703) zurückverfolgen. Wie schon bei „Snow, Glass, Apples“ wird das Märchen im Comic neu und anders erzählt, allerdings nicht durch einen Perspektivwechsel, sondern mit einem Rollentausch. Ein Wolf zwar nicht im Schafspelz, aber im Rotkäppchen-Dress. Dieser unschuldige Wolf, sehr frei nach Hobbes, ist dem Menschen ein Mensch.

In den ersten beiden der insgesamt fünf Kapitel hält Amélie Fléchais sich, abgesehen von der plötzlichen Verwolfung, recht eng an das Original. Ganz allmählich aber emanzipiert sich der Comic, etwa als es um Rotkäppchens Schuld geht: Bei den Grimms trödelt sie trotz der elterlichen Mahnung und lässt sich dann auch noch von einem fremden Wolf dazu verleiten, tiefer in den Wald zu gehen, als es ihr erlaubt ist (psychologischen Interpretationen stehen Tür und Tor weit offen…). Bei Fléchais besteht das wölfische Vergehen in seiner Überheblichkeit („Ich bin mir sicher, dass ich meinen Weg ganz allein finden werde, auch ohne diesen blöden Pfad!“) und Gier, als sie das der Großmutter zugedachte Kaninchen frisst.

Dann lässt Fléchais das Wölfchen, wie könnte es anders sein, einem Mädchen begegnen, das dem verzweifelten Jungtier frische Kaninchen in Aussicht stellt: „Ich kann dir eins geben, dann wirst du nicht ausgeschimpft.“ Die listige Jägerstochter überlistet das leichtgläubige Wölfchen und sperrt es in einen Käfig, der „Ähnlichkeit mit einer dicken Frau“ hat – eine gewitzte Anspielung auf das Rotkäppchen im Wolfsbauch. Natürlich wird das Rotwölfchen befreit, allerdings nicht von einem Jäger, sondern von seinem Vater. Bitte weiterlesen auf Comic.de.

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