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Orwell, aber keine Männer

Science Fiction hat vordergründig jede Berechtigung, sich einen Teufel um die Probleme der Gegenwart zu scheren, aber das gilt vor allem für mittelmäßige oder schlechte Science Fiction. Interessanten Settings gelingt es, eine zeitlich wie räumlich weit entfernte, technologisch avancierte Welt so zu gestalten, dass wir dorthin nicht nur gedankenlos aus unserer Lektüregegenwart flüchten, sondern an Spekulationen über Moral, Kunst, Fortschritt, Gesellschaft oder Politik teilhaben. Im letzten Jahr ließen sich diverse interessante Science-Fiction-Settings hervorheben, die bei allem Entertainment nicht unpolitisch sind. Mit Mathieu Bablets „Shangri-La“ und Tillie Waldens „Auf einem Sonnenstrahl“ sind zwei spannende Comics mit einiger Verspätung ins Deutsche übertragen worden, die sich auf ganz unterschiedliche Arten als „engagiert“ bezeichnen lassen.

Orwell im Weltraum: Mathieu Bablets „Shangri-La“

In einer unbestimmt fernen Zukunft leben die Menschen auf einer Raumstation, die ihnen alles bietet, was sie sich wünschen: Sauerstoff, eine stabile öffentliche Ordnung, ein wenig tolerierten Alltagsrassismus und Technikkonsum rund um die Uhr. Der Preis dafür wird in so kleinen Raten von Freiheitsverzicht und Gehorsam bezahlt, dass man ihn gar nicht wahrnimmt und auch als Leser*in rasch akzeptiert. Die Raumstation ist eine alternativlose Heimat geworden, weil die Erde von vorigen Generationen rückstandslos ruiniert worden ist. In dieser Welt versucht der Staatsbedienstete Scotty, eine Serie mysteriöser Unfälle aufzuklären, und dabei stößt er auf eine Gruppe von Wissenschaftlern, die in geheimen Labors dubiose Ziele verfolgen. Bitte weiterlesen auf Comic.de.

Bibliographische Daten

Mathieu Bablet: Shangri-La (Splitter, 2021)

Tillie Walden: Auf einem Sonnenstrahl (Reprodukt, 2021)

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