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Inhuman (2021)

Das Gras ist nebenan bekanntlich immer grüner, und das gilt umso mehr, wenn man seinen Planeten mit bürokratischer Akribie zugrunde richtet. In der kapitalistischen Konsumlogik steht in diesem Falle ein planetarer Neubezug an, und dieser möchte vorbereitet sein. In dem Science-Fiction-Comic „Inhuman“ wird über den Hintergrund der interstellaren Expeditionen fast nichts preisgegeben – als Leser wissen wir stets nicht mehr als die Figuren: Die sechsköpfige Weltraumfahrertruppe, darunter die Androidin Ellis, landet auf einem unbekannten Planeten, der sich als ebenso bewohnbar wie bewohnt erweist: Nach und nach lernen die neugierigen Astronauten die vier humanoiden Völker kennen, die auf einer kleinen Insel in einer mysteriösen Symbiose miteinander leben. Ihr Alltag ist von archaisch anmutenden Ritualen geprägt, nur dass diese einen ganz und gar nicht primitiven Ursprung haben. Während wir die Zusammenhänge immer besser verstehen, schrumpft die Protagonistengruppe kontinuierlich zusammen. Den Autoren Denis Bajram („Universal War One“) und Valérie Mangin („Death Experience“) gelingt es, die Leser mit viel Gefühlt an der langen Leine zu halten: Das Szenario bleibt bis zum Schluss schwer vorhersehbar, ohne dass man sich in den Andeutungen zu verlieren droht. Das Nebeneinander verschiedener Völker, deren Ursprung das große Geheimnis bildet, ist keine Genre-Innovation, funktioniert aber ganz gut. Ein wenig Philosophie obendrauf, schon ist der Rasen grün. Dieser Text erschien zuerst in der Multimania #83.

Denis Bajram, Valérie Mangin, Thibaud de Rochebrune
Inhuman
Splitter Verlag, 2021, Hardcover, 104 Seiten, 24 Euro

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