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Harley Quinn: Schwarz, weiß und rot

Das Konzept ist klar: Verschiedene Künstler*innen arbeiten sich im Kurzgeschichtenformat an einzelnen Superheld*innen oder Schurk*innen ab, verzichten aber weitgehend auf Farbe. „Schwarz, weiß und Blut“ heißen die Versionen von Wolverine, Carnage oder Deadpool (auch „Moon Knight“ ist in Arbeit), und gerade ist bei Panini die Harley-Quinn-Variante unter dem Titel „Schwarz, weiß + rot“ erschienen. Solche Kurzgeschichtenprojekte bieten die Chance, die klassischen Plots ein wenig auf den Kopf zu stellen und interessante Facetten der bekannten Figuren zu entdecken, und die Namen der Beteiligten sind ein großes Versprechen: Tim Seeley, Mirka Andolfo, Sean Murphy und Paul Dini sind nur einige der großen Namen, die in diesem Band vereinigt sind. Die 17 Storys erschienen zuerst digital zwischen Juni und Dezember 2020.

Der kroatische Autor und Zeichner Stjepan Šejić („Sunstone“) führt mit „Harleen: Red“ in den Band ein. Wir wohnen einer Therapiesitzung bei, die eine Psychiaterin im Arkham Asylum mit Harley Quinn durchführt – eine Situation, wie wir sie schon oft genug mit dem Joker in der Hauptrolle gesehen haben. Auch Harley fühlt sich, während sie sich erinnert, in ihre Gespräche mit dem Joker zurückversetzt. Aber Männer, das macht Šejić deutlich, spielen hier nur eine Nebenrolle. Was die rote Karte für sie bedeute, fragt die Psychiaterin, indem sie den Lüscher-Farbtest durchführt, und erhält diverse Antworten von ihrer Patientin: „Rot ist die Farbe unserer ersten gemeinsamen Nacht“ und „Sein Grinsen war rot“, aber damit führt sie uns nur ganz weit aufs Glatteis hinaus, denn Rot ist für sie vor allem die Farbe von Poison Ivys Haaren, die sie aus Arkham Asylum befreien wird. Šejić setzt sich mit dem feministischen Harley-Quinn-Diskurs auseinander, den etwa Joe Sutcliff Sanders zu rekonstruieren versucht hat (Batman: The Animated Series, 2021), und radiert die Männer geradezu aus – ganz konsequent ist es, dass der Joker nur in Erinnerungsfetzen aufblitzt und Batmans Name noch nicht einmal ausgesprochen wird: „Haben Sie schon mal an Batm—“ – „Nein!“ Bitte weiterlesen auf Comic.de.

Bibliographische Daten

Stjepan Šejić, Mirka Andolfo u. a. (Text) und Riley Rossmo, Matteo Scalera u. a. (Zeichnungen): „Harley Quinn – Schwarz, weiß + rot“. Aus dem Englischen von Jörg Fassbender. Panini Verlag, Stuttgart 2021. 236 Seiten. 25 Euro

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