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Gaiman: Mögliche Geschichten (2021)

Prost – alles beginnt in einem britischen Pub, einem abseitig-rauschhaften Ort, an dem sich die Geschichten kreuzen. Vier phantastische, pointierte Kurzgeschichten werden uns erzählt, und unterhalten so gut wie eine routinierte Kneipenwirtin. Nun, Neil Gaiman („Sandman“, „American Gods“) ist auch ein beeindruckend routinierter Autor, und die Stories, die schon bis zu dreißig Jahre auf dem Buckel haben, funktionieren dank der Kneipen-Rahmung von Zeichner und Szenarist Mark Buckingham ausgezeichnet als eine Einheit, die sie ursprünglich gar nicht waren. Es geht in „Fremdartige Teile“ um Identität und Perspektive, in „Essen und Fütterer“ um ewige Jugend und deren Preis, in „Auf das Mädchen hoffen“ um wahnhaftes Begehren und schließlich in „Closing Time“ um Gefährdungen der Jugend. Aber Gaiman wäre kein vielfacher Literatur- und Comic-Preisträger, wenn die unheimlichen Geschichten sich in einfachen Zuschreibungen wirklich erschöpfen würden: Die offenen Stories, zuerst 2018 bei Dark Horse erschienen, laden zu sehr verschiedenen Lesarten ein. Wie so oft bei Literaturadaptionen klebt die Erzählung am Text, aber dieser ist so lesenswert, wie die Zeichnungen sehenswert sind. Mit diesem Band setzt Dantes die deutsche Neil-Gaiman-Library von Dark Horse fort, die 2020 mit „Eine Studie in Smaragdgrün“ hierzulande eröffnet wurde. Im Sommer 2021 sind zwei weitere Comics in dieser Reihe geplant. Prost!

Neil Gaiman, Mark Buckingham
Mögliche Geschichten
Dantes Verlag, Hardcover, 2021, 84 Seiten, 20 Euro


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