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Freaks (Edition Moderne 2020)

Bärtige Frauen, Elefantenmenschen und siamesische Zwillinge sind eine lautstarke Kampfansage an die wohlgenormte Mitte der Gesellschaft. Im 19. Jahrhundert wurden Außenseiter in bizarren Freak Shows dem Gelächter der Unauffälligen ausgeliefert. In „Freaks“ setzt Frank Schmolke zusammen mit Marc O. Seng dem Anderssein ein narratives Denkmal.

42e9f_molke_9seng_9freaks_9cover_9webEs geht um die Familienmutter Wendy und den vernachlässigten Wohlstandszögling Elmar, die sich aus unterschiedlichen Gründen (wirtschaftlicher Druck bzw. emotionale Vernachlässigung) nicht mehr dem Kern der Gesellschaft zugehörig fühlen. Wendy leidet unter ihrem herausforderungslosen Job, hohen unbezahlten Rechnungen und dem alltäglichen Druck in einer völlig intakten Familie. Dass ihre Mutter früh verstorben ist, scheint sie bis in die Gegenwart zu verfolgen.

Elmar hat keinerlei wirtschaftliche Nöte und teilt die Arbeitsumgebung von Wendy nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Rebellion gegen die Ambitionen des erfolgsfixierten Vaters, der Elmars Mutter durch eine sexuell sehr aktive Gefährtin ausgetauscht hat und sich dieser nun stark verpflichtet fühlt. Teil seiner Realitätsflucht ist die Lektüre von Superheldencomics.

Der dritte Außenseiter im Bunde ist Marek, der seine Familie bei einem Autounfall verloren hat und seither auf der Straße von Abfällen und Almosen lebt. Er ist der Ausgangspunkt der Handlung, die an Fahrt aufnimmt, als Marek Wendy davon überzeugt, dass sie „eine von uns“ sei: „Ich kann es in deinen Augen sehen.“ Sie setzt ihre Psychopharmaka ab und verspürt alsbald Superkräfte. Elmar verfügt nach der Absetzung der Medikation über energetische Fähigkeiten, während Marek unverwundbar scheint. Die Medikamente hätten, so deuten es die Figuren, ihre tatsächlichen Superkräfte nur unterdrückt, und nun merken Wendy und Elmar: Sie sind gar keine Freaks, sondern Superhelden: Megagirl und Elektroman. Zur vollständigen Rezension auf Comic.de.

Bibliografische Daten

Frank Schmolke Zeichner und Autor), Marc O. Seng (Autor): „Freaks“.
Edition Moderne, Zürich 2020. 256 Seiten. 28 Euro

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