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The winner takes it all

The winner takes it all. Der Deutsche Buchpreis im Profil
von Gerrit Lembke und Ingo Irsigler

Der Deutsche Buchpreis
Spiel, Satz und Sieg (Irsigler/Lembke 2014)

Im Jahre 2002 wurde vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels erstmals der Deutsche Bücherpreis vergeben – der kurzlebige Vorläufer des Deutschen Buchpreises. Dieser undotierte Preis ist in mehreren Kategorien verliehen worden, neben den Bereichen ›Belletristik‹ und ›Lebenswerk‹ gab es einen Publikumspreis sowie Prämierungen für
das ›beste Sachbuch‹, das ›erfolgreichste Debüt‹ sowie den hilfreichsten ›Ratgeber‹. Gerade die letzte Kategorie führte dazu, dass sich Autoren wie Alfred Biolek und Eckart Witzigmann mit Unser Kochbuch in die Annalen der Preisgeschichte einschreiben konnten. Im Gründungsjahr erhielten sie den von Günter Grass gestalteten Bücher-Butt; ein Jahr später holten die Box-Brüder Wladimir und Vitali Klitschko den Pott mit ihrem sportlichen Pendant zum kulinarischen Ratgeber: Unser Fitnessbuch.

Vergeben wurden die Preise im Rahmen einer bunten Fernsehshow: ein »festlich-attraktiver Showrahmen«, so erläuterte der zuständige Fernsehdirektor vom MDR das Konzept: »Wir wollen das Buch so populär wie möglich in einer Gala-Veranstaltung präsentieren.« (Perlentaucher 2002) Dass ›Wollen‹ und ›Sollen‹ oft Gegensätze bilden, wurde den ZuschauerInnen spätestens in der Dankesrede der Preisträgerin Christa Wolf vor Augen geführt: »Wir sollten nicht der Versuchung erliegen, das Buch als Ware den schier übermäßigen Reizen des Marktes und der Spaßgesellschaft auszuliefern.« (SPON 2002) ›Zu spät, zu spät!‹ mochte man hineinrufen, waren doch zu diesem Zeitpunkt bereits der Schlagersänger Nino de Angelo, das Fernsehballett sowie ein Kabarettist aufgetreten, der in seiner Laudatio den Preisträger Alfred Biolek imitierte (vgl. Vogel 2002). Die Reaktionen auf diese Magical Literature Show waren barsch: Bereits im Vorfeld der ersten Sendung wurde sie zum »Musikantenstadl der Literatur« erklärt (ebd.). Nach der letzten Preisvergabe im Jahr 2004 erhielt der Deutsche Bücherpreis selbst
eine Auszeichnung: Unter dem Motto »No fish, please!« wurde er zur »peinlichste[n] Veranstaltung der Branche« gekürt (Spiegel 2004).

Bibliografische Angabe
Ingo Irsigler und Gerrit Lembke: »The winner takes it all«. Der Deutsche Buchpreis im Profil. In: Spiel, Satz und Sieg. Zehn Jahre Deutscher Buchpreis. Hg. von Ingo Irsigler und Gerrit Lembke. Berlin 2014, S. 11–28.

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